Es gibt keine passenden Worte, um den wundervollen Menschen zu beschreiben, von dem wir heute schweren Herzens Abschied nehmen müssen.
Als siebtes von neun Kindern wurde unser geliebter Ehemann, Vater und Opa Dr. Johann Martel am 30. Mai 1952 in Sosnowka geboren. Im Jahre 1957 zog die Familie nach Kirgisien, wo er seine Frau Vera kennen und lieben gelernt hat. Die Geschichte, wie sie sich kennen gelernt haben, hat er uns immer mit einem breiten Lächeln erzählt, während Vera rot angelaufen ist. Johann lief von einer Geburtstagsfeier, wo er etwas getrunken hatte, nach Hause, um sich fürs Tanzen umzuziehen. Auf dem Weg dahin spürte er plötzlich den Alkohol und musste sich an einen Baum gelehnt ausruhen. In diesem Moment kam sein Bruder Alexander mit Freunden vorbeigelaufen; darunter war auch Vera. Alexander hatte seinen Bruder vor Vera in hohen Tönen gelobt: er trinke nicht, rauche nicht und komme gerade von der Armee zurück. Nun traf sie ihn: betrunken und müde an einem Baum. Das ist doch Liebe auf den ersten Blick! Geheiratet haben sie im Jahre 1973. Ihr Familienglück machten sie mit ihren Kindern Viktoria und dem kleinen Johann perfekt. Zusammen mit seinen Eltern lebten sie in Frunse. Johann war sein ganzes Leben über immer fleißig, nie wollte er Ruhe haben. Neben einem eigenen Hof mit Tieren arbeitete er nach einer Ausbildung zum Fernsehmechaniker in einem Forschungsinstitut für Landwirtschaft. Weil ihm das nicht reichte, absolvierte er ein Fernstudium zum Maschinenbauingenieur. Das war auch nicht genug, also promovierte er und erhielt den Doktortitel im Agrar-Ingenieurswesen. Bildung und Wissen waren immer sein höchstes Gut. Aus diesem Grund erzählte er mit Freude und voller Stolz von seinen herausragenden Leistungen. Trotz seiner Erfolge und seiner Größe war er ein sehr bescheidener und sogar schüchterner Mensch. Neben der Familie, dem Sport, v.a. Volleyball, schlug sein Herz auch für die Musik. Egal welches Musikinstrument er in die Hand bekam, spielte er sofort wunderschöne Melodien und sang oft dabei, egal ob es sein Bajan, das Schlagzeug, ein Keyboard oder eine Gitarre war. Mit seinen Brüdern Waldemar und Alexander spielte er in einer Band. In der Umgebung fand kaum eine Veranstaltung ohne ihre Musik statt. Wie man merkt, war Johann ein energiegeladener und sehr vielseitiger Mann.
Doch trotz allem stand die Familie immer an erster Stelle. Um seinen Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen, gab er seine Karriere in Kirgisien liebend gerne auf und wanderte mit der Familie im Jahre 1992 nach Deutschland aus. Nach den Worten seines Papas kamen sie damit endlich nach Hause.
Im Jahre 2001 begann er gemeinsam mit der Familie sein wohl größtes Projekt, nämlich die Renovierung des eigenen Hauses hier in Widdern. Leider schaffte er es nicht mehr alle seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Bis zum Schluss hat er noch mit seiner letzten Kraft zusammen mit seiner Adligen, wie er Vera immer liebevoll nannte, irgendwelche Arbeiten im Garten oder am Haus gemacht, nur damit ihre Kinder und Enkelkinder ein schönes Heim haben. Natürlich verdanken wir, die Enkelkinder, ihm so viel mehr als nur ein wundervolles Zuhause. Er war ein humorvoller, liebevoller, selbstloser und weiser Mensch, der einfach alles konnte und wir hatten das große Glück, von ihm lernen zu dürfen und so viel Zeit mit ihm verbringen zu können. Unseren geliebten Opi können zwar nicht mehr sehen, aber er wird immer in uns weiterleben: in unserem Humor, in unserem Lächeln, in Kathas Starrköpfigkeit und ihrem Streben nach Wissen, in Marcels langen Vorträgen, in Julias Hüftschwung, Selbstlosigkeit und handwerklichem Geschick, in Mischas und Marcels musikalischen Talenten sowie in Fienchens Interesse an der Mathematik. Wir vermissen vor allem die Gespräche und Diskussionen, die einige Stunden angedauert haben konnten, vor allem wenn es um die Politik ging, aber jede Sekunde davon genossen wurde, weil sie nie langweilig waren und man durch sie immer gebildet wurde.
Du bist viel zu früh gegangen lieber Opi; wir hatten noch so Vieles mit dir vor. Aber wir wissen, dass du hart gekämpft hast. Du hast mit aller Kraft versucht, gesund zu werden und hast dich selbst im Sterbebett nur um uns Sorgen gemacht. Der Krebs hat den Kampf leider gewonnen. Wir wollen dich nun in Frieden zu deinen Eltern, Schwestern und deinem Bruder gehen lassen. Jetzt kannst du deiner Ahnenforschung weiter nachgehen und die Vorfahren selbst fragen, wo der Ursprung unserer Familie liegt. Bestimmt legst du selbst im Himmel Hand an, damit alles perfekt ist, wenn wir uns dort wiedersehen. Bis dahin versuchen wir dich stolz zu machen.
Wir alle sollten nicht um seinen Tod trauern, sondern sein Leben feiern. Wir alle verdanken ihm eine schöne Zeit und teilen wunderbare Erinnerungen. Haltet an ihnen fest, dann wird er immer bei uns sein.